Karfreitag

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das Bittere an dem Schrei Jesu ist: Es gibt Gott, Gott bleibt – aber er verlässt scheinbar. Im Moment des Sterbens erhält Jesus keine Antwort. Es ist und bleibt dunkel in ihm. Eine Antwort erhält er erst drei Tage später, als Gott ihn zu sich ruft. Das macht Gottes Schweigen am Karfreitag nicht besser. Es macht uns nur Hoffnung, dass Gott nicht ewig schweigt.


Gesegnet, wer mit einem solchen Glauben, einen geliebten Menschen zu Grabe tragen kann. Dass der Tod verschlungen ist in den Sieg – verschlungen, das heißt überwältigt, verschwunden. Maria, die ihren Sohn ein letztes Mal in den Armen hält und die Freundinnen und Freunde Jesu hatten diesen Glauben am Karfreitag nicht – wie sieht es mit mir aus? Zweitausend Jahre später? Mit den in den Evangelien überlieferten, ungezählt häufig gehörten und gelesenen Auferstehungsberichten? Mal so, mal so. Ich habe den Auferstehungsglauben nicht wie in einem Aktenordner oder auf CD, jederzeit abrufbar. Ich wachse in dem Glauben an die Auferstehung Jesu, Rückschläge inklusive. Und ich bitte um diesen Glauben.

Text und Fotos: 
pfarrbrief.de, Michael Tillmann, Josef Mahler